22. Oktober 2013
Sehr geehrter Herr Dr. Georg Springer,
sehr geehrter Herr Mag. Othmar Stoss,
sehr geehrter Herr Intendant Matthias Hartmann,
am 12. Oktober 2013 hielt Christian Diaz, ein Platzanweiser im Wiener Burgtheater und ehemals angestellt von der G4S Secure Solutions AG, bei Ihrem Wiener Burgtheaterkongress nach der Pause eine Rede, um auf die Outsourcing-Praktiken der Bundestheater Holding hinzuweisen und verknüpfte damit den eindringlichen Appell: „Es ist dringend an der Zeit, dass sich das Burgtheater der ungerechten, hierarchischen und unsolidarischen Arbeitsbedingungen am eigenen Hause stellt.“ Schon zwei Tage später wurde Herrn Diaz von der G4S Secure Solutions AG fristlos gekündigt.
Auf Ihrem Jubiläumskongress ging es ausdrücklich um die Frage: „Von welchem Theater träumen wir?“ Sie wollten das „(Burg-)Theater im Spannungsfeld zwischen Alltag und Utopie“ durchleuchten.
An exakt diesem Punkt – Spannung zwischen Alltag und Utopie – verwehrt Kuratorin Bergmann dem Betroffenen ein utopisches Wort und verweist ihn – ganz alltäglich – der Bühne. An genau diesem Punkt erklärt die Direktion des Burgtheaters zwar utopische „Sympathien mit allen, die in den globalisierten Märkten Gerechtigkeit suchen“, stellt dieser Aussage jedoch ganz alltäglich entgegen, dass die diensthabenden Kollegen des Billeteurs sich nicht mit dessen Aussage solidarisiert hätten. Bis heute erfolgte kein utopisches Wort der Solidarität zu Herrn Diaz. Bis heute erfolgte keine utopische Antwort auf den Appell, die Bundestheater Holding – allen voran das Burgtheater – müsse sich den ungerechten, hierarchischen und unsolidarischen Arbeitsbedingungen in ihren Outsourcing-Praktiken stellen. Vielmehr ergehen Sie sich alle im ganz alltäglichen Schweigen und peinlich berührtem Wegsehen, in der Hoffnung auf noch alltäglicherem schnellen Vergessen.
Sie, meine Damen und Herren Verantwortlichen der Bundestheater Holding und des Wiener Burgtheaters, haben mit Ihrer Vorgehensweise ein kurzes Aufstrahlen eines utopischen Theaterglücksmomentes ganz alltäglich im Keime erstickt und es wieder dunkel werden lassen auf Ihrer Bühne.
Dabei kann es unmöglich bleiben! Wir von art but fair fordern Sie darum auf, sich sowohl inhaltlich dem Appell von Herrn Diaz zu widmen, als sich auch persönlich solidarisch zu zeigen und ihm einen nicht outgesourcten Arbeitsplatz bei der Bundestheater Holding anzubieten. Das wäre unserer Meinung nach ein Theater, von dem wir träumen! Das wäre unserer Meinung nach eine Möglichkeit, mit der sich „ein geographisch kleines Land ideell ins ‚Große‘ und ‚Bedeutende'“ ausdehnen könnte.
Eine solche Entscheidung bräuchte utopischen Mut, sich dem eigenen Mythos zu stellen und dabei ganz alltäglich einem konkreten Menschen in Ihrem Haus einen Ausblick für seine Zukunft zu geben!
Für art but fair Deutschland, Schweiz und Österreich
– Die Vorstände –
Johannes Maria Schatz, Julia Schiwowa und Angelika Wild
Das Verhalten der Verantwortlichen in diesem Fall ist gleichermaßen peinlich wie demaskierend. Der Geist des Duckmäusertums ist in Österreich schon soweit kultiviert, daß man aus dieser Ecke wahrscheinlich nur ein empörtes „was regns iana auf“ entgegenschallen wird 🙁
Fairness. Ffreie Berufswahl…zu welchen Bedingungen?
Ich setzte mich immer wieder gegen Ungerechtigkeit ein, deshalb auch hier.
Ausbeutung nimmt auch in der „westlichen Welt“ immer mehr zu. (Eigenerfahrungen…) Wenn diese Mail nur zeigt, dass mir das im Burgtheater zur Sprache gebrachte Thema nicht gleichgültig ist und ich eine Änderung der Bedingungen fordere, ist zumindest eine Signalwirkung gegeben. Wegsehen ist eine Schande!
Es ist doch überall dasselbe. Im Sommer habe ich in Salzburg beobachtet, dass Angestellte vom Österreichischen Sicherheitsdienst Kurzparkzonen kontrollieren. (Das machten doch sonst Staatsbedienste!!!) Die Angestellten bekommen ein total geringes Salär und haben teiweise unmenschliche Arbeitszeiten. Weil sie so wenig Geld pro Stunde bekommen, müssen sie massenhaft Stunden runterrattern, damit am Ende überhaupt genug zum Leben bleibt.
Auf der anderen Seiten raffen die Honoratioren zusammen, was sie kriegen können und schanzen ihren Verwandten und Wohlgesonnenen die lukrativen Jobs zu. Es hat sich nichts geändert. Das war schon vor hundert Jahren so!
Mir ist schon klar, dass jemand, der extrem viel Geld verdient auch unter extremen Verarmungsängsten leidet, und deswegen immer höhere Gehälter beziehen möchte. Aber es kann ja nicht sein, dass der Reiche seinen Reichtum immer nur auf Kosten der Geringverdienenden steigern kann.
Es muss ein fächendeckender und alle Branchen betreffender Mindestlohn her!
Damit dieses Lohn-Dumping, dieses Outsourcen und Auslagern mal endlich aufhört!
Eure Fritzi