Am 17.04.2015 traf Kulturstaatsministerin Monika Grütters bei ihrer Theaterreise im Theater Bonn auf den Vorsitzenden von art but fair Deutschland, Johannes Maria Schatz. Begleitet wurde die Ministerin von Mitarbeitern ihres Ministeriums, u.a. von ihrem Referatsleiter für Musik und Darstellende Künste, Herrn Martin Eifler, sowie der Leiterin des Theatertreffens, Yvonne Büdenhölzer und mehreren Kulturjournalisten. Anwesend waren außerdem die Schauspieldirektorin des Hauses, Nicola Bramkamp, Damaris Schmitz von Artefakt Kulturkonzepte und Michael Freundt vom International Theatre Institute.
Schatz stellte in einem Impulsreferat die Initiative vor. Dabei ging er vor allem auf die „art but fair Selbstverpflichtungen“ ein und erläuterte die Studie, die gerade in Zusammenarbeit mit der Hans-Böckler-Stiftung und der Kulturpolitischen Gesellschaft durchgeführt wird. Kernelemente der Studie sind 20 Interviews mit Experten der kulturellen Szene und eine Online-Umfrage an der sich über 2.600 Künstler/innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beteiligt haben. Die Ergebnisse – die derzeitigen Missstände und möglichen Wege ihnen zu begegnen – werden voraussichtlich noch vor dem Sommer der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Überraschend kontrovers wurde ein von art but fair angestrebtes Zertifikat diskutiert, das ein Schritt von der Freiwilligkeit der Selbstverpflichtungen hin zu einer stärkeren Mitverantwortlichkeit der Kulturpolitik sein könnte. Monika Grütters sprach in diesem Zusammenhang immer wieder von einer ihr widerstrebenden „Regulierung“ seitens der Politik. Johannes Maria Schatz verteidigte den Ansatz von art but fair. Wenn Kunst und Kultur unter dem strengen Diktat der Ökonomie stehe – und das sei mittlerweile unbestreitbar der Fall – würde der Druck bis ganz nach unten weitergegeben. Dort stünden nun einmal die Künstler/innen, denn nur dort könne im System überhaupt noch gespart werden. Die Künstler/innen gälte es nun endlich zu schützen. Die Kulturstaatsministerin müsse sich die Frage gefallen lassen, ob mit den finanziellen Zuwendungen nicht auch eine Fürsorgepflicht verbunden sei. Angesichts des Verhaltens verschiedener Intendanten könne es nicht damit getan sein, öffentliche Fördermittel zu zahlen, ohne darauf zu schauen, wie diese Gelder dann eingesetzt würden. Auch noch am Rande des offiziellen Programms ging die Diskussion angeregt weiter. Einig war man sich schließlich, dass staatliche Regulierung mitunter sicher schädlich sein könne und selbstverständlich kein Selbstzweck sei. Schatz betonte aber, dass durch den immer größer werdenden Spardruck im kulturellen Bereich längst eine Situation eingetreten sei, die im Interesse der Künstler/innen eine tätige, politische Mitverantwortlichkeit unbedingt erfordere. Auch wenn man sich gegenseitig die höchste Wertschätzung beteuerte, der Dissens blieb bis zum Schluss.
Kurz vor ihrer Reise hatte die Ministerin einen neuen Theaterpreis des Bundes angekündigt. Dafür sei ihr vom Bund bereits eine Million Euro für das laufende Jahr bewilligt worden. Sie wolle ihre Theaterreise auch nutzen, um sich mit den Verantwortlichen und Künstler/innen auszutauschen und Anregungen aufzunehmen. Dann werde sie die Kriterien für die Vergabe des Preises entwickeln. Hartmut Krug, der die Reise im Auftrag von “nachtkritik” begleitet hat kommt zu dem Schluss: “Drei pausenlose Tage voller Informationen und Diskussionen. Die Theaterleute haben geliefert. Nun ist die Ministerin dran. Im Mai, wohl im Rahmen des Theatertreffens, soll das Konzept des Theaterpreises bekannt gegeben worden. Es wird eine Jury geben, und vielleicht bekommt der Preis auch einen Namen. Vorschläge gab es schon aus Theaterkreisen: “Entschleunigungspreis” oder “Mutpreis”.
Dieser Einschätzung kann sich art but fair nur anschließen. Vielleicht könnte zumindest ein Teil des Preisgeldes einmal nicht für die Auszeichnung künstlerischer Einzelleistungen verwendet werden, sondern für Impulse die das System verändern.